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Die Gründung hat eine Vorgeschichte

Der volksbewusste und sehr romantisch veranlagte Bayernkönig Ludwig II. sah mit Besorgnis, wie die städtische Mode immer mehr auf die Kleidung der Landbevölkerung Einfluss nahm und besonders die kurze Lederhose, seit 350 Jahren Hauptkleidungstück der Gebirgsbewohner, besonders der Jäger und Holzfäller, sang- und klanglos zu verschwinden drohte. Martin Staudacher, der Dichter und Sänger des berühmten Bayrischzeller Liedes, war Mitgründer und verfasste das Protokoll und die Chronik über die Gründung und schrieb: „Man sieht nur noch den Jäger und diesen höchst selten in kurzen Hosen einhergehen“

König Ludwig II. setzte eine Pioniertat und erließ eine Anordnung, die Kreisregierungen und Bezirksämter hätten die Gemeinden aufzufordern, Vereine zur Erhaltung der Bayerischen Volkstracht zu gründen. Dem Lehrer Vogel hatte der Vormarsch der städtischen Kleidung schon lange nicht gepasst. Er war ein überzeugter Träger der kurzen Lederhose, um welche sich viele seiner Wirtshausdiskussionen drehten. Seine Gesprächspartner waren junge Burschen, von denen er vorerst nur fünf dazu brachte, sich kurze Lederhosen machen zu lassen.

Diese neu angefertigten kurzen Lederhosen wurden zuerst zum Kirchgang getragen. Die Burschen wurden schief angeschaut und zuerst verspottet, als sie in der Kirche Aufstellung nahmen. Als diese auf den Spott nicht reagierten und der Verein rasch größer wurde - und damit auch die kurzen Lederhosen immer mehr wurden - gewöhnte man sich an den Anblick.

Lehrer Vogel hatte wie sein König richtig erkannt, das ein Volk, dass sich seine angestammte Tracht nehmen lässt, der Verfremdung Tür und Tor öffnet und das es nur einer starken Gemeinschaft möglich ist, diesem entgegenzuwirken und auf die Bevölkerung Einfluss zu nehmen. Tatsächlich verschwand in Bayrischzell nach einiger Zeit die alte Bauernkleidung der Männer. Die kurze Lederhose wurde von der Arbeitstracht zur Sonntagstracht erhoben und war damit saison- und kirchenfähig geworden.

König Ludwig II. hat es nicht bei der Anordnung bewenden lassen, Trachtenvereine zu bilden. Er hat für sie Zeit seines Lebens auch viel getan. Die Verbundenheit mit ihren hohen Gönner und Gründer bewiesen die Trachtenver- eine nach dessen tragischen Tode im 41. Lebensjahr. An seinem Begräbnis am 15. Juni 1886 nahmen alle bis dahin gegründeten Trachtenvereine teil und legten an seiner Grabstätte Kränze von Alpenrosen und Edelweiß nieder. Auch der andere Ludwig, nämlich der Lehrer Vogel, starb im blühenden Alter von nur 37 Jahren.

Doch nun zurück zum Jahre 1883. In diesem Jahr wurde auch noch in Fischbachau, in der Nähe von Bayrischzell und in Miesbach, auch nicht weit entfernt, je ein Trachtenverein gegründet und in der weiteren Folge entstanden in jedem Jahr mehrere Trachtenvereine, vorerst entlang des Wendelsteingebirges bis nach Rosenheim.

1890, also sieben Jahre nach der ersten Vereinsgründung, vereinigte man sich bereits auf höherer Ebene und gründete mit 15 Trachtenvereinen den Gauverband 1. in Feilnbach. Dieser Verband erreichte bald eine so große Ausdehnung, dass sich schon 1899 die Vereine des Gebietes um Miesbach und Bayrischzell als Oberlandler Gauverband selbständig machten. Oberbayerische Holzfäller zogen nach Nürnberg, um die von der Nonne befallenen Wälder zu schlagen und gründeten dort Gebirgstrachten-Erhaltungsvereine. Andere oberbayerische Auswanderer hatten schon 1892 im Wiesbaden und 1893 in Berlin Vereine gegründet und so pflanzte sich die Idee des Bayrischzeller Lehrers fort. Man kann sagen, wo sich einige Oberbayern trafen, gründeten sie einen Trachtenverein, was gar nicht immer leicht war. In München wollte man für die Plattlerproben Lustbarkeitssteuer verlangen und in Berlin erfand man eine Lederbekleidungssteuer. Beide Angriffe auf die Finanzen der ideologisch aufgebauten Trachtenvereine konnten durch eisernes Zusammenhalten und kluges und energisches Verhandeln abgewehrt werden. Hier bewährte sich der bayerische Dickschädel. Die Saat von Lehrer Vogel gedieh prächtig und heute gibt es in Süddeutschland rund 1000 Trachtenvereine, die in insgesamt 19 Gauverbände zusammengefasst sind. Es gibt außerdem noch einen Gauverband Nordamerika mit 31 bayerischen Trachtenvereinen in den Vereinigten Staaten und sieben in Kanada.

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